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Erfahrungen zum Weg

Wer 2-3 Wochen Zeit hat und wer gerne steil bergauf und bergab gehen mag, der wird diesen Camino Primitivo lieben. Besonders die genialen Ausblicke in den Höhen über die Bergwelt mit Gipfeln und Tälern hinweg und manchmal über den Wolken, das ist schon wirklich besonders. Trotz aller Strapazen was erstmalige Erfahrungen mit Blasen und das Gehen mit Stöckern angeht, bin ich die meisten Wege gern gegangen. Wie überall trifft man auch hier Pilgervolk aus aller Welt und sogar einige Erstpilger waren dabei - das waren aber immer junge Leute. Im Mai (2019) muss man wohl noch keine Angst haben, hier in überfüllten Herbergen abgewiesen zu werden. Nach einigen Horrornachrichten vom Camino Frances, habe ich dann aber doch versucht, mir für die Nacht ein Zimmerchen zu reservieren. Mit booking.com ist das kein Problem, aber nicht alle Behausungen sind via booking.com buchbar und so probierte ich mich per Telefon in rudimentären Spanisch d.h. mit Einwortsätzen á la "Buenos Dias - Yo reservacion habitacion individual - hoy - porforvor ?!?" Das klappte sogar mit dem guten Willen der jeweiligen Hospitalero echt gut :-) Nach stressigen Wochen mit Zahn- und Kiefer-OP war mir auf dieser Tour ein Einzelzimmer lieber.

Negativ waren eher die letzen rund 50 km ab Melide, wo der Camino Primitivo und der quasi "Hauptweg" Camino Frances zusammenlaufen. Hier trifft man auf die ganzen "Spaßpilger", die in großeren Mengen nur die letzten 115 km ab Sarria den Weg gehen, um in Santiago die Compostela zu erhalten. Zu viel zu gut gelauntes und laut lachendes und schwatzendes Volk ist hier unterwegs, was wirklich störend ist, wenn man bei Sonnenaufgang den Geruch der Natur, das Licht der Sonne und die Geräusche der Gegend wahrnehmen möchten. Dafür tragen sie dann auch gerne ihr Gepäck nicht selbst, sondern nutzen den Transportservice auf dem Camino. Die Wege sind hier seit 2016 ab offensichtlich überarbeitet worden, d.h. sauber mit Schotter in 3 m Breite gestaltet und vor allem sehr eben und ohne Löcher und Steine begehbar. So reichen dann auch Sandalen völlig aus.

Der Weg und sein Höhenprofil:

Hoehenprofil 0800x0380

Dies ist das Höhenprofil des Camino Primitivo etwa bis zur grünen Linie - meine Trackvorlage ging nämlich noch von Santiago via Fisterra nach Muxia. Die Höhenunterschiede selbst sind gar nicht so tragisch, aber die Steilheit der An- und Abstiege machte mir zu schaffen. Mein rechtes Knie litt jedenfalls darunter und ein sehr netter Holländer (Jan aus Zwolle) half mir mit seiner Kniebandage aus, als es vom Pass Puerto del Palo ca. 800 m steil bergab zur Staumauer Rio Navia ging. Unterm Strich bin ich in den 13 Etappen ca. 7.500 m bergauf und auch wieder bergab gewandert - im Schnitt also täglich 575 m rauf und runter. Mein Tagesdurchschnitt belief sich auf 24,6 km und meine Etappen lagen zwischen 18 km und 32 km.

Ausrüstung:

Meine strumfeste Windjacke mit samt leichten Laufhandschuhen hatte ich nicht benötigt, sowie meinen Schlafsack auch nicht. Auf die Sachen hätte ich aber nicht verzichtet.

Nasenspray 0800x0172

Gut war die Erfahrung mit dem Hysan Nasenpflegespray. Die Schleimhäute meiner Atemwege leiden in der extrem trockenen Luft von Flugzeugen und auch klimatisierten Hallen und so hatte ich bei den und Hin- und Rückflügen das Nasenspray ausgiebig verwendet. Nicht selten komme ich nach Flügen deshalb schon mit einem Infekt am Zielort an. Das war diesmal nicht so - entweder hatte ich Glück oder das Spray half wirklich - Danke Catahrina für den Tipp :-)

Stoecke A 0800x0222

Erstmalig hatte ich wegen der Steigungen nun auch mal Wanderstöcke dabei. Man kann sich daran gewöhnen, aber sie wiegen zusammen ca. 430 g. Sie sind von Alpidex und aus Kohlefaser (Carbon) hergestellt, daher das geringe Gewicht. Sie hatten im Online-Versand nur rund 45 Euro gekostet und zusammen geschoben könnte man sie gut am Schulterträger des Rucksack verstauen, ohne den Rucksack dazu abzunehmen.

Die neuen Wanderschuhe:

Wanderschuh Hanwag Canyon 397x350 Wanderschuh Meindl Badile 354x350
Mit diesem Schuh "Hanwag Canyon" bin die Caminos 2016-2018 erfolgreich gelaufen. Allerdings löste sich mal nach 600 km mal nach 300 km die Sohle etwas in dem Bereich, in dem der Vorderfuß beim Gehen einen Knick in der Sohle verursacht. Die Sohlen sind bei Lederschuhe heute häufig verklebt und man kann sie sogar nachbesohlen lassen, aber nach meiner Erfahrung mit diesem durchaus 200 Euro teuren Schuh, hält eine geklebte Naht nicht sehr gut. Ich hatte nach mehreren Umtäuschen genug und wechselte dann die Befestigungsart der Nähte,...  ...so dass ich nun mit dem "Meindl Badile" unterwegs war. Dieser Schuh verfügt über eine "zwiegenächte" Sohle und zumindest die 320 km vom Camino Primitvo 2019 überstand der Schuh ohne jede Aufälle. Nach 1000 km muss ich noch mal genauer nachschauen. Er ist etwas teurer als der Hanwag und ob man auch hier die Sohle wechseln könnte, weiß ich noch nicht. Beide Schuhe sind aber sehr griffig und man kommt damit über Stock und Stein und über die holprigen Wege eines Jakobswegs.

 

Der Pilgerausweis - Credencial del Peregrino:

 Credencial 1

Credencial 2 

Titelseite des Pilgerausweises, den man immer in den Herbergen vorlegen muss und der einen für die Benutzung berechtigt. Die Daten dazu stehen auf Seite 2. Parallel muss man noch seinen Personalausweis vorlegen. Jede Übernachtung wird registriert.

Credencial 34

Stempel der ausstellenden Institution - hier das Pilgerbüro St. Jacobi in Hamburg - sowie die ersten Stempel von Übernachtungsstätten und anderen Orten, in denen man einkehrte, also auch Kirchen, Bars, Museen und dergleichen.

Credencial 56

Die Kathedrale von Lugo kam mit einem selbstbewusst großen Stempel daher.

Credencial 78

Zum Schluss stempelt auch das Pilgerbüro von Santiago noch einmal ab. Man könnte den Ausweis aber weiter verwenden, wenn man z.B. noch bis Fisterra oder Muxia gehen möchte.

Compostela Scan C B600

Nach Vorlage und Prüfung des Ausweises (Credencial) bekommt man im Pilgerbüro von Santiago die Urkunde (Compostela), die belegen soll, dass man einen Jakobsweg geschafft hat. Man meint damit eine Minimum-Strecke von 100 km zu Fuß oder 200 km mit dem Rad. Deshalb sind die Strecken z.B. ab Sarria auch so überlaufen, weil man hier verhältnismäß gut hinkommt und dann eben nur die ca. 103 km bis nach Santiago laufen muss.

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Kommentare  

#1 AusgezeichnetJ 2019-06-02 22:20
:lol:

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