Schuhe, Füße und Blasen
Die Wanderschuhe
Gute und eingelaufene Wanderschuhe sind wohl das wichtigste Ausrüstungsteil eines Jakobsweg, sofern man nicht nur die letzten 115 km ab Sarria auf dem Camino Frances wandeln möchte. Geht man die üblichen Wege von Anfang an und hat sein ganzes Gepäck dabei, dann bilden die Schuhe die Basis für einen stabilen Gang. Dazu kommen noch die unterschiedlichsten Wegbeschaffenheiten wie überflutete Wege, verschlammte Wege, Wege voller Geröll und mit spitzen Steinen, schiefe Wege oder Wege mit starken An- und Abstiegen oder auch alles auf einmal. Mir halfen dabei immer feste Stiefel:
Mit diesem Schuh "Hanwag Canyon" bin die Caminos 2016-2018 erfolgreich gelaufen. Allerdings löste sich mal nach 600 km mal nach 300 km die Sohle etwas in dem Bereich, in dem der Vorderfuß beim Gehen einen Knick in der Sohle verursacht. Die Sohlen sind bei Lederschuhen heute häufig verklebt und man kann sie sogar nachbesohlen lassen, aber nach meiner Erfahrung mit diesem durchaus 200 Euro teuren Schuh, hält eine geklebte Naht nicht sehr gut. Ich hatte nach mehreren Umtauschaktionen genug von ihnen und wechselte dann die Befestigungsart der Nähte,... | ...so dass ich nun mit dem "Meindl Badile" unterwegs war. Dieser Schuh verfügt über eine "zwiegenächte" Sohle und zumindest die 320 km vom Camino Primitvo 2019 überstand der Schuh ohne jede Aufälle. Allerdings muss ich ihn mit Nässe und Messergriff unterwegs etwas weiten, weil er doch drückte. Er war etwas teurer als der Hanwag und ob man auch hier die Sohle wechseln könnte, weiß ich noch nicht. Beide Schuhe sind aber sehr griffig und man kommt damit sehr gut über Stock und Stein und über die holprigen Wege eines Jakobswegs. |
Der Meindl Badile hatte eigentlich super durchgehalten, was die Festigkeit der Sohle angeht. Trotzdem schnürte er auch auf dem Caminho Portugues 2022 meine Füße in der ersten Woche immer nach 15-20 km sehr unangenehm ein. Dabei hatte ich sie vorher beim Schuhmacher weiten lassen. Nach intensiver Beratung durch Christian von Globetrotter Hamburg-Barmbek wurde glaubhaft festgestellt, dass der Schuh zu klein bzw. zu schmal geworden ist. Da muss ein neuer her. Da Meindl zurzeit mit den Lieferungen der Zwiegenähten nicht nachkommt, wurde mir dieser hier empfohlen: Meindl Bernina 2 mit "Comfort Fit" in der Größpe 10,5 anstatt wie vorher 9,5. Erste Versuche im Treppenhaus (5 x 8. Etage runter zum Erdgeschoss und wieder rauf) waren erfolgreich. Er hat zwar nur eine geklebte Sohle, wie fast alle Wanderschuhe heutzutage, und er kostet 299 Euro, aber beim Camino 2023 möchte ich nicht wegen der Schuhe leiden müssen. Jetzt kommt also das 3. Paar Wanderschuhe zum Einsatz und ich fühle mich mit Lederstiefeln auf Wegen mit viel Geröll, Wurzeln, Nässe sowie Gefälle immer noch am sichersten. |
Die Haut der Füße
Die besten Wanderschuhe nützen nichts, wenn die Füße in einem suboptimalen Zustand sind. Wir brauchen also gesunde Füße. Wer wie ich seid seit vielen Jahren mehrfach pro Woche barfuß Sport treibt (Karate, Pilates und Yoga), der wird natürlich an den Füßen Hornhaut bekommen. Das ist ein normaler Prozess und auch überhaupt nicht schlimm, aber wenn die Hornhaut wuchert, einreißt und in den Zustand "Schrunden" übergeht, dann sollte man sich der Sache annehmen. Die Risse können schmerzhaft sein und bluten. Außerdem können sich Pilze und Krankheitserreger festsetzen. Davon angesehen sind Füße ohne Schrunden einfach appetitlicher. Apropos appetitlich - zum Thema Nagelpilz äußere ich mich hier (noch) nicht.
Ihr ahnt es schon - so soll das bestimmt nicht aussehen. | So kann es aussehen, wenn man gegenüber seinen Füßen achtsam ist. Das sind Michels Pilgerfüße nach über 4 Wochen täglichen Laufens auf dem Camino Frances 2016. |
Was tun? Mein Füße ähneltem Anfang 2016 schon denen auf dem Bild links und ich wusste, dass das nicht mit meinem Camino ab Ostern 2016 harmoniert. Was habe ich also gemacht? Ich bediente mit der modernen Chemie in Form von Cremes und Balsam. Ca. 1,5 Monate vor dem Abmarsch cremte ich morgens und abends meine Füße mit der "Hornhaut-Creme" von Firma Gehwohl (-> Apotheke, 125 ml, 7,95 Euro) ein und beim dann öfteren Vollbad bearbeite ich die Hornhaut lediglich mit Bimstein oder Fingernägeln. Die dicken Hornhautstellen lösten sich dabei gut ab. Die rissigen Hornhautstellen (Schrunden) waren nach ca. 3 Wochen restlos verschwunden. Ich cremte sie aber noch weiterhin ein und freute mich über meine Füße. Warum hatte ich das die Jahre zuvor so vernachlässigt?
Unterwegs habe ich meine Füße noch gelegentlich mit "Hirschtalg Extreme" von Firma Scholl (-> Budnikowski, 110 ml) eingecremt. Eine Tube reichte für die 4-5 Wochen völlig aus und ich gab auch anderen Pilgern noch davon ab. Jetzt creme ich meine Füße immer noch regelmäßig mit irgendwelchen geeigneten Cremes wie Linola Fuß-Milch oder Lindesa ein. Die meisten Hornhaut-Cremes verwenden übrigens Urea als Wirkstoff - also Harnstoff. Harnstoff wird aber schon lange nicht mehr aus Urin gewonnen, sondern synthetisch hergestellt. Diese Substanz ist also nicht eklig :-)
Fußnägel:
Ich sage nur, wer solche Fußnägel wie auf dem Foto hat, der sollte zeitnah einen Experten aufsuchen. Aber im ernst, wer längere Fußnägel hat, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere z.B. beim Sport. Wer beim Bergabgehen mit den Fußnägeln vorne in den Wanderschuhen anstößt, läuft Gefahr, dass das Nagelbett beschädigt wird oder dass die Nägel sich kurz danach ablösen. Die Heilung dauert dann diverse Monate. Nägel müssen kurz geschnitten sein und dürfen im Schuh vorne niemals anstoßen. Dazu muss der (Wander-) Schuh natürlich entsprechend gut passen und halt geben. Um den Halt im Schuh zu testen, eignen sich Höhentrainings mit vielen und möglichst steilen Steigungen.
Blasen:
Die größte Pein des Pilgers sind sicherlich Blasen an den Fußen. Die Füße gehen jeden Tag tausende von Schritten und jeder Schritt kann zur Qual werden, wenn sich mal eine Blase gebildet hat und es nun permanent scheuert. Die Gründe sind vielfältig: Unpassende oder nicht eingelaufene Schuhe. Füße, die nach Tagen des Wanderns einfach dicker werden (anschwellen), (zu) feuchtes Klima im Wanderschuh, falsche Socken, ignorieren der ersten Schmerzsignale der Füße usw.
Auch ich hatte 2019 erstmals eine Blase an der Ferse und wieder dazu gelernt. So hatte ich immer die guten Compeed-Pflaster dabei, die man direkt auf die aufgestochene oder nicht aufgestochene Blase kleben kann. Es nimmt den Druck von der Blase und sorgt für ein feuchtes Klima, in dem die Haut besser verheilen kann. Auch eine kleine Flasche Sterilium hatte ich immer dabei. Nach vier Caminos ist die Flasche immer noch zu 80% voll. Also, mit dem Sterilium kann man den Bereich einer Blase etwas desinfizieren, was gut ist, wenn mann sie danach aufstechen möchte. Man bekommt ürigens auch Reste von Pflaster damit gelöst. Da es in den Schuhen aber mit jedem Schritt immer etwas arbeitet, verschiebt sich das Pflaster eventuell etwas oder wird eins mit der Socke (mit der Blase sowieso). Das kann man dadurch verhindern, in dem man das Pflaster mit etwas Omnifix fixiert. Dadurch bleibt das Pflaster dort wo es hingehört und es kann sogar für 2-3 Tage dort verbleiben.
So sieht z.B. eine schlimme Ferse aus, die nicht ungeschützt wieder in den Wanderschuh steigen möchte. | Man platziert also direkt auf die wundes Stelle das Compeed-Pflaster und darüber dann ein oder zwei Streifen Omnifix, damit das Pflaster derunter möglichst nicht mehr verrutscht.. |
Erste Hilfe für nasse und drückende Schuhe, wenn man unterwegs ist:
Hat man Schuhe aus Leder, dann kann man sich etwas behelfen, da Leder ein formbares Naturmaterial ist. Mit anderen Materialien habe ich keine Erfahrung.
Nasse Schuhe sind unangenehm und fördern durch das feuchte Klima innerhalb sicher die Bildung von Blasen. Man kann sie draußen in die Sonne stellen, wo hoffentlich auch ein laues Lüftchen weht, oder man stopft ersatzweise über Nacht zerknüllte Zeitung hinein, die man alle paar Stunden auswechselt. Ein lauwarme Heizung wie hier tut es auch. Bei Trocknen sollte man auch die Einlegesohlen immer entfernen.
Bei mir drückten z.B. irgendwann die Schuhe im Bereich des kleinen Zehes. Mit dem Griff eines Opinel-Messers (oder ähnliches) kann man das nasse Leder von innen an der richtigen Stelle etwas weiten und so dem armen Zeh etwas Luft verschaffen. Ist der Schuh trocken, kann man über Nacht nasses Klopapier im betroffenen Bereich platzieren (siehe Bild) und dann mit der Weitung starten. Zusätzlich kann man störrisches Leder auch von Hand kneten - sowohl direkt nach Ankunft am Zielort, wenn die Schuhe noch etwas feucht sind sowie am Morgen direkt vor der nächsten Etappe. Man muss die Schuhe also nicht zwangsläufig so nehmen wie sie sind. Was soll man unterwegs auch anderes machen? Etwas Optimierung ist möglich. Wie geklebte Sohlen auf eine Schuhmassage reagieren, da bin ich mir nicht sicher...
Die Schuhe brauchen professionelle Hilfe:
Der Trick mit dem Messergriff von oben hilft vielleicht temporär, aber wenn man wieder zuhause ist, sollte man mal mit seinen Schuhen zum Fachmann gehen und ihn um Rat bitten. Bei mir hat der Schuhmacher Ralf Schulz geholfen, indem er auf korrekte Weise die Wanderstiefel im Bereich der kleinen Zehen geweitet hat und er konnte bei den Wanderschuhen an der Zunge eine Metallöse anbringen, damit die Zungen in Zukunft durch das Schuhband fixiert sind und dadurch unterwegs nicht mehr verrutschen. Das alles kostet nur kleines Geld und kann enorm helfen. Die Schuhe selber waren ja auch nicht billig und dann soll auch alles in Ordnung sein mit ihnen. Die Füße danken es Euch.
Kontakt: Ralf Schulz, Hanssensweg 1, 22303 Hamburg, Telefon 040/2797525, Email Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 08:00 - 13:00 Uhr und 14:30 - 18:00 Uhr - zurzeit hat er aber auch montags geöffnet.
Er hilft bei Problemen mit Berg- und Wanderstiefeln, Kletterschuhen, Fahradschuhen, Rucksäcken und orthodädischen Zurichtungen.
Morsjucken oder wunder Po:
Langsteckenläufer kennen das Problem, dass bei feuchtem Wetter oder wenn man schwitzt und dabei Hautstellen aneinander reiben (Oberschenkel am anderen Oberschenkel, Oberarm seitlich am Laufshirt, Brustwarzen am Laufshirt usw.) wunde Stellen enstehen, die sehr schmerzhaft sein oder sogar bluten können. Das kann auch dem Wandersmann passieren, wenn man bei feuchtem Wetter oder/und dabei schwitzt, die Pobacken aneinander reiben und wund werden. Hierbei hilft das dünne Auftragen der altbewährten Salbe Bepanthen, die es in Deutschland in Gebinden von 3g bis zum 200 Liter Fass zu kaufen gibt. In Spanien haben die Apetheken Bepanthol auf Lager, was entweder das gleiche ist oder zumindest die gleiche gute Wirkung hat.
Bepanthen aus Deutschland |
Bepanthol aus Spanien |
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