28.05.2023 von Baamonde nach Sobrado dos Monxes (35,1 km, 590/490 m)
Diese Nacht hatte ich mal richtig gut geschlafen und vorsichtshalber wegen des Taxies um 7:00 Uhr den Wecker gestellt. Das Taxi kam sehr pünktlich und der Fahrer und ich plauderten die ganze Zeit sehr nett. In Baamonde gab er mir noch gute Tipps für den Weg und dann ging es auch schon los.
Mitten im Nirgendwo war da nach ein paar ruhigen Stunden des Wandernd plötzlich eine Bar mit zwei kleinen unangenehmen Gruppen von Menschen.
1) Ein junger Spanier mit zuviel Testostero, der drei junge Damen dabei hatte. Er sang und krakelte unterwegs unüberhörbar. Ich konnte sie aber abschütteln.
2) Eine Gruppe Deutsche, bei denen zuviel RTL und die Bild ihre Wirkung zeigte. Die Männer lachten und krakelten genauso laut herum und als sie mich überholten, sagte ich ihnen sehr deutlich, dass das hier keine Party-Zone oder Ballermann wäre. Das fanden sie zwar doppelplusungut, aber danach waren sie deutlich lautstärke-reduzierter. Es sind, nach meiner Beobachtung, vorzugsweise die Männer, die sich verbal nicht im Griff haben.
Die Herberge kostete 15 Euro und war völlig unterbelegt, was mir immerhin ein Untenbett bescherte und im Ort konnte man gut auf ein Getränk einkehren, entspannen und den Tag reflektieren.
Ich bin jetzt schon etwa 60 km vor Satiago und habe nun jeweils ca. 20 km pro Tag vor mir sowie alles vorgebucht. Der Stress und die Anstrengungen sind somit vorbei und auch über die Spaßpilger, die ich ab morgen Abend treffe, wenn dieser Camino del Norte in Arzua auf den Camino Fraces stößt, möchte ich nur milde lächeln.
Zum Starten nahm ich ein ruhigen Nebenweg, den der Taxi-Fahrer mir empfahl. Das war eine gute Wahl, denn der offizielle Weg ging entlang einer Straße. Korrekt ausgeschildert waren aber beide Wege. Meiner war nur ca. 1 km länger, als der andere Weg.
Wege im Wald sind herrlich, sofern keine Honks in der Nähe sind.
Diese Steinhütte bzw. Steinhaus ist voll intakt. Man kann sich dort unterstellen oder Pause machen. Es ist sogar ein Kamin darin. Alles ist heil, weil aus massivem Gestein gebaut.
Solche Brücken habe die Römer vor rund 2000 Jahren in ganz Spanien schon gebaut.
Ein Weg der Entspannung.
Hier in Toar teilte sich der Weg in zwei Varianten. Nicht immer gibt es nur die eine "richtige" Strecke. Manche Wege werden überarbeitet oder neuen Gegebenheiten angepasst, wenn z.B. Eisenbahnen oder Autobahnen ungünstig in die Quere kommen.
Ein idyllischer spiegelblanker Teich.
Dies ist auf einem felsigen Bergkamm auf ca. 500 m Höhe fotografiert.
Den genaueren Namen dieses Salamanders oder dieser Eidechse habe ich noch nicht herausbekommen können. Hat jemand eine (fundierte) Idee?
Wieder mal eine schöne Blumenwiese. Zwar gibt es hier Fliegen, ein paar Schmetterlinge und andere Insekten, aber Bienen und Hummeln sucht man hier vergeblich. Von denen habe ich auf meinen lächerlichen 5x5 m vor der Haustür deutlich mehr. Ich finde das erschreckend... :-(
Anders als in Bayern hat man hier keine Probleme damit, ein paar Windkraftwerke in die Berge zu stellen.
Dieser Maulwurf lebte leider nicht mehr... :-(
Nach über 35 km ist der Bub gut in Sobrado dos Monxes angekommen.
Meine Albergue von außen.
Der gemischte Schlafraum von innen gesehen. Hier stehen 14 Stockbetten, also 28 Betten in der Summe und nur 3 Betten sind belegt. Mein Bett mit dem blauen Kulturbeutel kostet 15 Euro und war über booking.com reservierbar. Für 3 Euro konnte ich meine stinkenden Lumpen waschen lassen, zwar wie immer nur im 30 Minuten Kurzgang, aber besser als nix.
Das ist der zentrale Platz im Ort mit dem Kloster, das ebenfalls eine angeblich urige Herberge beherbergt, sowie einige Bars und Restaurants.
Man bekommt zum Essen immer gern mal etwas Brot hingestellt und die anderen Zutaten zum Verfeinern der Speisen. Der praktisch orientierte Pilger nimmt dann z.B. etwas Brot für den Tag danach mit sowie Öl als Butterersatz und was selten ist, etwas Senf mit dem man Tortillas eine Geschmacksvariante verpassen kann.
Hauptspeise 1: Pimientos de Padron.
Hauptspeise 2: Fischfilet (Merluzza) mit Fritten.
"Tarta de Santiago" war die gewählte Nachspeise und ist in Galicien eine Spezialität. Das ist dann ein Mandelkuchen und hier - Gott sei Dank- nicht so süß.
Der Tischwein, den man hier im Lokal aufgetischt bekommt, ist meist sehr einfache Art. Man bekommt ihn im Supermercado oder im Tante-Emma-Laden in der Regel für unter 1 Euro pro Flasche. Schmecken tut er mir trotzdem.