Nachbetrachtung zum Camino 2018
Der Jakobsweg "Via de la Plata" ist ebenso wie all die anderen Wege ein wriklich toller Weg mit landschaftlich sehr reizvollen Momenten. Durch seine Länge von rund 1000 km ist man entsprechend lang unterweg und hat mehr Gelegenheiten vom Alltag "runter zu kommen". Im Gegensatz zum Hauptweg "Camino Frances" sind hier allerdings deutlich weniger Pilger unterwegs. Über 98% der Pilger, die ich hier traf, sind im Vorwege schon ein oder mehrere andere Wege gegangen und waren somit recht erfahrene Pilger. Das sollte man hier auch sein, weil die Infrastruktur bei weitem nicht so komplett (und kommerzialisiert) ist, wie beim Hauptweg. Zum Teil muss man 20-40 km gehen, weil es unterweg wirklich keine andere Unterkunft gibt. Manchmal gibt es auf diesen Strecken noch nicht einmal möglichkeiten einer Rast, keine Bar, kein trockenes Dach, nix. Das ist besonders dann eine Herausforderung, wenn es vorher regnete. Man setzt sich ja vor allem bei Regen nur ungerne ins nasse Gras zu den Zecken. Nicht selten traf ich Pilger, die deshalb einzelne Strecken oder Abschnitte mit dem Bus oder Taxi abkürzten - sie hätten z.B. 30-40 km in praller Sonne oder im strömenden Regen nicht gut geschafft.
Man sollte gut auf die Jahreszeit achten, in der man unterwegs ist. Pilger, die z.B. im Februar starteten, mussten abbrechen, weil diverse Wege wegen Überschwemmungen zu Fuß unpassierbar waren. Ich selbst startete Anfang April und musste x-mal nach Umwegen suchen, um Riesenpfützen und versumpfte, schlammige Wiesen zu umgehen. Mehrfach wählte ich die Straße, weil die Wege einfach nicht zumutbar waren. Auch beim Padornelo-Pass wurde wegen Nässe geraten, an der Straße zu gehen. Die Hitzezeiten im Sommer/Herbst in Andalusien und in der Extremadura sollte man ebenfalls nicht unterschätzen. Temperaturen von +40°C im Schatten (aber ohne Schatten) müsste man mit Gepäck und reichlich Wasser aushalten können. Solche Etappen gehen an die Substanz. Als ich mich z.B. nach dem 20. Tag zum Mittagsschlaf nieder legte, wusste ich nach ca. 2 Stunden Tiefschlaf, dass auch ich dringend einen Tag Pause benötige. In dem Punkt war ich nicht der einzige und das sollte man dann sich auch gönnen und entsprechend planen. Mit kürzeren Etappen machte ich dann einen Neustart bis Etappe 35 nach Santiago. Das ist ja schließlich kein Wettkampf und man ist keine Maschine.
Von den Wegen abgesehen, belohnt einen die Natur mit sehr schönen Aussichten über weite Gebiete, Täler und Berge sowie auch über scheinbar endlos flache Ebenen. Selbst der Himmel wirkt manchmal ganz gewaltig. Auch hier ist jeder Tag irgendwie anders und trotz der Einfachheit voller Überraschungen. Erstaunlich ist ja auch, wen man wann und wo wieder trifft. Das pilgernde Volk kommt auch hier aus aller Herren Länder. Man trifft sich, verliert sich aus den Augen und trifft sich manchmal trotzdem wieder.
Auf all diesen Seiten habe ich wieder nur die äußeren Dinge und Erlebnisse versucht darzustellen und ich hoffe, dass es mir gelungen ist, einige "Follower" ein wenig mit auf die Reise zu nehmen. Alles "innere" gehört nicht auf diese Webseite. Ich danke allen, die mir in Gedanken, Kommentaren oder auf sonstigen Kanälen beigestanden haben. Das war sehr schön für mich.
Liebe Grüße, Buen Camino, Michael
Was sich in der gleichen Zeit in Hamburg innerhalb von rund sechs Wochen in der Natur so tut:
03.04.2018 - Die Natur bei Abflug nach Sevilla. In Ansätzen waren natürlich schon Knospen von Bäumen und Büschen zu erkennen, aber im Grunde war noch alles grau in grau - typisch Hamburg eben :-)
09.05.2018 - Da ist man nur rund 6 Wochen weg von Zuhause und das Grün in Hamburg ist geradezu explodiert. Das zu sehen und nach dem Regen auch zu riechen, war schon echt beeindruckend.
Der Pilgerausweis bzw. Credencial del Peregrino:
Titelseite des Pilgerausweises sowie die finale Bestätigung des Pilgerbüros in Santiago de Compostela, dass man den Jakobsweg gegangen ist. Ernsthaft geprüft wurden die Seiten allerdings nicht. Vielleicht reicht den Leuten dort auch ein kurzer Blick, um zu erkennen, dass sämtliche Stempel plausibel erscheinen.
Stempel der austellenden Kirche des Ausweises - hier St. Jacobi Hamburg - mit den ersten Stempeln von Kirchen und Kathedralen bzw. Stätten von Übernachtungen.
Weitere Stempel...
...noch mehr Stempel...
...bis zur letzten Seite. Auch hier hat das Pilgerbüro in Santiago final noch einmal einen Stempel rein gehauen.